Unsere Songs 2020!
Doppelt gemoppelt. Auch hier ist die Ziellinie ist erreicht. Deshalb gilt auch hier: Bevor irgendwer kommt und etwas zu meckern hat, zeigen wir an dieser Stelle auf, wie privatistisch und weltabgewandt Musik klingen kann, ohne ins Reaktionäre zu kippen – jenseits der Charts eben. Was in diesen Zeiten nicht die schlechteste Sache ist und verdammt neugierig machen dürfte, denn die Musik hat’s in sich. ► Siehe auch „Die Alben 2020“!
1. Gloomy Vista Way – La Cerca
WEITE
Die Musik von La Cerca hört sich manchmal an, als sei sie in einer übel beleuchteten Fabrik, in der Kreissägen kreischen, aufgenommen worden. Die Gitarren kennen keine Gnade. Der Bass tropft dazu wie aus einem verrosteten Wasserhahn. Doch im Hintergrund erkennt man Weite – so schön und aufregend ist der Sound.
2. The Husk – Glass Eye
NATUREREIGNIS
Multi-Instrumentalist Febian Perez alias Glass Eye mag seinen Garage-Psych-Goth-Rock düster und elegisch, bis vom knarzigen Wandergitarren-Charme kaum noch etwas übrigbleibt: Seine erste EP „Somewhere, Nowhere“ enthält aber auch so etwas wie Sludge-Prog-Rock mit viel Hall und Produktionsgelöt. Das klingt mal nach Radiohead, mal nach Ty Segall, manchmal aber auch nach Coheed & Cambria oder den frühen Thee Oh Sees.
3. Texas Sun – Khruangbin & Leon Bridges
Khruangbin und Leon Bridges schaffen es mit überbordender Lust, alle Einflüsse und Vorlieben unter einen Hut zu bekommen. Jeder der vier Songs von der EP „Texas Sun“ explodiert regelrecht vor Ideenreichtum. Dabei rauscht die dreiköpfige Band aus Houston in Texas angetrieben von Leon Bridges im Zickzackkurs von Motown-Soul zu 1960er Thai-Funk mit knallbuntem Psychedelic-Sound zu furiosem Experimantal-Blues.
4. Sitting Down On The Porch – The Pilgrim
DA SWINGT SELBST DER ABWASCH
Die Musik der Band The Pilgrim ist einzigartig und genial. Und man weiß nie, was einen erwartet: ein krachendes Überraschungspaket, bei dem sich die Gruppe um Gabriele Fiori in Rock-Turbulenzen stürzt? Oder doch Banjo mit vielen Akustik-Gitarren? Sicherlich aber eine feine, akustische, psychedelische und melodische Folk-Space-Mixtur, die sie abliefern.
5. Radiate – Glorybots
SALZ IN UNSERE WUNDEN
Hier an dieser Stelle kommt Jalal Andre aus Seattle, der sich Glorybots nennt. Der reibt kräftig Salz in unsere Wunden: Schöner geht nimmer – was zumindest für die meisten der bisher veröffentlichten Songs gilt: Elektronik, Alternative-Rock, Pop, Post-Punk. Auf jeden Fall bietet der gute Mann mit seiner Band einen hübschen Rahmen für ein paar kleine Geniestreiche.
6. Captain Caveman – Ian Skelly
SHA LANG, SHA LANG, OOGUM BOOGUM
The Coral’s Ian Skelly hat schon 2012 auf seinem Debütalbum „Cut From A Star“ so schön und unkonventionell gezeigt, dass er Popsongs und Rocknummern sehr geschmeidig auf einer Platte vereinen kann – so, wie The Coral eben auch. Auch Album Nummer Zwei schlägt in die gleiche Kerbe, traurig-beseelt und trotzdem kantig.
7. Done With Those Days – Devotchka
DER PERFEKTE SOUNDTRACK FÜR EINEN TARANTINO-WESTERN
Devotschka sind vieles, vor allem aber sind sie extrem feinfühlige, geübte Soundtüftler. Einsame Akustikgitarre hier, jubilierende Trompeten dort oder schwelgende Streicher mit donnerndem Schlagzeuggewitter – können sie alles. Und sie wissen, wann sie laut und wann sie leise sein müssen.
8. Beecage – Japanese Television
SPACE-SURF
Japanese Television setzen auf kosmische Klänge. Aus London kommt die vierköpfige Band, die in der Tradition von Psychdelic-Space-Rock-Veteranen wie Hawkwind oder Neu! stehen und auch mal nach King Gizzard And The Lizard Wizard klingen. So klingt das Quartett altbacken mit seinem Space-Surf.
9. Dungaree Day – Paul Molloy
BA-BA-BAAAAAA
Paul Molloy gehört auf eine Spielwiese, wo er sich unter zerfließenden Farben sich endlosen Improvisationen hingeben kann, denn er ist Gitarrist bei The Coral und die eine Hälfte des Duos Serpent Power. Mit wenigen Tönen und britisch-zurückgenommenem Spiel konnte Paul Molloy den fast groß dimensionierten Songs von The Coral noch mehr Breite verleihen.
10. Lady Low – The Humms
DASS SICH DABEI KEIN LEICHENGERUCH BREIT MACHT
The Humms kommen mit einer Musik daher, die aus kaum mehr als drei Akkorden gemacht ist und die billig klingt. Doch auch die langsamen Momente in der Musik des Trios aus Athens in Georgia machen neugierig.
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